Mehr Freiräume für Jugendliche und junge Erwachsene | Rede im Stadtrat am 17.04.2024

Sehr geehrte Bürgermeister*innen, Damen und Herren, liebe Stadträt*innen, liebe Gäste,

Chemnitz soll ein gutes Zuhause für alle Menschen sein, die hier in unserer Stadt leben. Dazu gehören auch junge Leute mit ihren ganz besonderen Interessen! Die jedoch werden zu oft einfach ignoriert oder problematisiert: Das zeigen Debatten, die es in den letzten Jahren hier in Chemnitz zu Treffpunkten von Jugendlichen immer wieder gab: im Tietz, im Stadthallenpark, im Konkordiapark… Zu laut, zu unordentlich, einfach störend.

Dieser Umgang geht so einfach nicht! Es muss doch möglich sein, dass gemeinsam mit jungen Menschen Orte identifiziert und gestaltet werden, wo sie einfach sein können. Junge Menschen gehören gleichberechtigt zu unserer Stadtgesellschaft und haben einen Anspruch, Räume in unserer Stadt zu nutzen. Wenn wir nicht zulassen wollen, dass junge Menschen nach der Schule der Stadt den Rücken kehren, müssen wir mehr dafür tun, dass sie sich in ihrer Heimatstadt wohlfühlen.

Dass uns das momentan noch nicht gut gelingt, zeigen die Ergebnisse der Jugendbefragung von unserer Koordinatorin für Jugendbeteiligung, die unlängst durchgeführt wurde. Dort wurde klar: Jugendliche vermissen Ort zum Treffen und chillen. Dem wollen wir mit dem Antrag zur Gestaltung von temporären Freiräumen begegnen.

Konkret wollen wir Chemnitzer Jugendlichen die Möglichkeit geben, geeignete Orte im öffentlichen Raum zusammen mit der Stadtverwaltung zu finden, zu nutzen und auch für ihre Bedarfe selbst zu gestalten. Quasi Pop up-Treffpunkte für junge Leute. Im Jugendhilfeausschuss, wo es viel Zuspruch zu unserer Idee gab, haben wir lange über die Frage diskutiert, wie genau das gehen kann. Daraufhin haben wir unseren Antrag noch einmal nachgearbeitet und die Punkte 1 und 2 ersetzt:

Wir wollen die Stadtverwaltung beauftragen, die Möglichkeiten für junge Leute zu verbessern, Orte im öffentlichen Raum als Freiraum-Treffpunkte „draußen“ temporär zu nutzen und selbstorganisiert zu gestalten. Das lässt hinreichend Raum, dass Jugendamt und Grünflächenamt einen geeigneten Umsetzungsmodus entwickeln können.

Weiterhin sieht der Antrag vor, dass wir jungen Menschen auch ein paar Euro zur Verfügung stellen, um diese Orte für ihre Zwecke zu gestalten – z.B. mit Sitzgelegenheiten und Überdachungen. Dafür soll die Förderrichtlinie, mit der junge Menschen bereits jetzt Geld für die Einrichtung selbstorganisierter Jugendräume erhalten können, für temporär genutzte Orte im Freien weiterentwickelt werden.

Zum heute früh eingereichten Änderungsantrag der SPD Fraktion: Dem können wir nicht folgen. Nicht nur geht der Ansatz „temporär genutzter Orte“, wie es auch der Beschlussgegenstand ist, bei Ihrem Vorschlag verloren. Gerade das ist aber wichtig, wenn man der Lebensrealität junger Leute gerecht werden will.

Außerdem geht es uns nicht um einen wie von der SPD vorgeschlagenen Kümmerer-Ansatz, wo die Stadt mal was für junge Menschen tun und sie „berücksichtigen“ soll. Wir wollen ihnen selbst die Möglichkeit geben, Orte für sich zu gestalten. Hier ist auch einfach mal Mut gefragt, jungen Leuten etwas zuzutrauen und Verantwortung zu übertragen. Dafür werben wir – im Sinne eines Umgangs auf Augenhöhe mit der jungen Generation in unserer Stadt.

Ich werbe um Unterstützung für unseren Antrag – für Chemnitz, dass für alle – gerade auch junge Menschen – ein gutes Zuhause ist.

– Es gilt das gesprochene Wort. –

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