Minderjährige mit Pflegeverantwortung in Chemnitz

Pflegende Angehörige sind aus der Gesundheitsversorgung nicht wegzudenken. Dass aber auch Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene Pflege- und Betreuungsaufgaben übernehmen, spielt in der öffentlichen Debatte nahezu keine Rolle – so auch in Chemnitz.

Rund 480.000 Jugendliche in Deutschland sind in die Pflege eines kranken Angehörigen involviert. Die sogenannten Young Carers müssen schon sehr früh viel Verantwortung tragen.

Christin Furtenbacher, Bündnisgrüne Stadträtin, hat bei der Stadtverwaltung zum Thema nachgefragt und bekam eine sehr ernüchternde Antwort. „Der Stadt liegen keine Angaben zu pflegenden Minderjährigen in Chemnitz vor.“

Dazu die Stadträtin: „Junge Pflegende existieren meist im Verborgenen – sind versteckt, vergessen oder übersehen. Die jungen Menschen sehen sich selbst meistens gar nicht als Zielgruppe. Das kommt daher, weil das einfach überhaupt kein Thema in der Öffentlichkeit ist, was mir die Antworten meiner Anfragen bestätigen.“

Furtenbacher erläutert: „Kinder und Jugendliche pflegen meist mit folgenschweren Konsequenzen für sich selbst. Sie sind durch ihr Engagement in der Familie oft in ihrer kindgerechten Entwicklung und in ihren Bildungsmöglichkeiten benachteiligt. Freundschaftliche Beziehungen unter Gleichaltrigen leiden darunter oder stehen hinten an. Unterstützungsnetzwerke fehlen leider viel zu oft. Junge Pflegende unterstehen einem hohen Risiko ihre Schul- und Ausbildung frühzeitig abzubrechen und schaffen es seltener, höhere Ausbildungsgrade zu erreichen.“

„Neben dem dringenden Bedarf an besseren und vergleichbaren Daten zur Situation pflegender Minderjähriger in Chemnitz, fehlt es an einem funktionierenden öffentlichkeitswirksamen Netzwerk von Unterstützungsangeboten. Es müssen Strategien zur öffentlichen Aufklärung und Sensibilisierung entwickelt werden“, fordert die Bündnisgrüne.

Hintergrund:
Young Carers sind zwischen 12 und 19 Jahren alt – es sind Jugendliche, die sich um erkrankte Angehörige kümmern. Es gibt Fälle, in denen ist es ein Elternteil, der chronisch erkrankt ist oder ein Geschwisterkind. Kinder helfen oftmals dann, wenn Eltern mal keine Zeit haben. Manche Jugendlichen sind völlig auf sich alleine gestellt. Wenn beispielsweise die alleinerziehende Mutter krank wird, ist niemand da, der beim Anziehen helfen, füttern, einkaufen oder auch beim Duschen helfen kann. Junge Pflegende sehen sich häufig selbst als „das unsichtbare Bindeglied, das die Gesellschaft zusammenhält“.

Pressemitteilung: 25.04.2019

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